“Sicherlich wird Deutschland eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Passagierdronen spielen.”

Dr. Kay Plötner vom Bauhaus Luftfahrt zur Zukunft von Passagierdrohnen in Deutschland.

In den nächsten Wochen befragen wir Mitglieder unseres Expertenbeirats sowie weitere Expertinnen und Experten zu ihrer Einschätzung der Zukunft von Transport- und Passagierdrohnen in deutschen Städten. Wo sehen sie mögliche Chancen und Risiken und wie könnte der Luftverkehr im Jahr 2030 aussehen?

© Bauhaus Luftfahrt

Dr. Kay Plötner, Leiter Ökonomie und Verkehr am Bauhaus Luftfahrt zur Zukunft von Passagierdrohnen in Deutschland.

1. Was ist ihr Bezug zu (Passagier-)Drohnen, persönlich oder in Ihrer Arbeit?

Das Bauhaus Luftfahrt untersucht die langfristigen Entwicklungspotentiale von Luftmobilität für Passagiere im Allgemeinen und aufgrund der Technologieentwicklungen in den letzten Jahren auch im urbanen Raum im Speziellen. Für uns ist es wichtig zu verstehen unter welchen marktwirtschaftlichen, gesellschaftlichen und technologischen Randbedingungen heutige Nischen- und Spezialanwendungen von Helikoptern eine wesentlich größere Rolle spielen könnten und somit zukünftige Technologieentwicklungen in der Luftfahrt maßgeblich beeinflussen.

Daher hat sich das Bauhaus Luftfahrt auf vier wesentliche Forschungsfragestellungen konzentriert: 1) wie sieht eine mögliche, zukünftige Nachfrage für Passagierdronen aus?, 2) welche Technologieanforderungen treiben maßgeblich die Effizienz der Vehikel?, 3) wie können Passagierdronen synergetisch in den bestehenden Bodentransport integriert werden? und, 4) welche Steuerungsmaßnahmen sind auf marktwirtschaftlicher und politischer Ebene notwendig? Meine Aufgabe dabei ist es unser interdisziplinäres Team am Bauhaus Luftfahrt zu leiten und die Forschungsaktivitäten mit unseren lokalen und internationalen Partnern zu koordinieren.

2. Wo sehen Sie die größten Chancen und Potenziale der Nutzung von Passagierdrohnen in Deutschland?

Elektrische und autonome Passagierdronen versprechen erhebliche Lärm- und Betriebskosteneinsparungen, so dass heutige Helikopteranwendungen wie z.B. Notfalleinsätze oder Verkehrsüberwachung effizienter durchgeführt werden könnten. Darüber hinaus verspricht urbane Luftmobilität einen möglichen Zeitvorteil, gekoppelt aber mit höheren Energieverbräuchen sowie eingeschränkter zusätzlicher Transportkapazität im Vergleich zum Bodentransport.

Genau diese Stärken und Schwächen von urbaner Luftmobilität gilt es zu verstehen, um somit sinnvolle Einsatzszenarien für Passagierdronen für Deutschland zu definieren. Als erstes sind Anwendungen zu nennen, die nur schwer mit anderen Transportmitteln zu realisieren sind, wie z.B. die Belieferung von Gebieten auf Inseln oder im Gebirge und das Überwinden von Flüssen oder Seen. Darüber hinaus bietet die Luftmobilität die Möglichkeit den ländlichen Raum mit anliegenden Metropolregionen, Flughäfen und sowie ICE Bahnhöfen zu verbinden, um somit die Attraktivität des ländlichen Raums zu erhöhen. Ein weitere Anwendungsfall ist im Tourismus zu sehen.

3. Was sind für Sie die größten Probleme und Risiken dieser speziellen Nutzung von Drohnen?

Im Rahmen eines abgeschlossen Szenarioprojektes mit der TU München, Airbus, Flughafen München und dem Bauhaus Luftfahrt zur zukünftigen Entwicklung von Passagierdronen wurden drei mögliche, zukünftige Entwicklungspfade aufgezeigt. Dabei könnten sich die Entwicklungen zwischen kleiner Nischenanwendung ähnlich heutigen Helikopteranwendungen bis hin zu einem integralen Bestandteil urbaner Mobilität entwickeln.

Als Haupttreiber wird dabei der technologische Fortschritt bei den elektrischen Antrieben sowie der Automatisierungsgrad gesehen. Beides bedingt eine signifikante Betriebskostenreduktion und die erhebliche Steigerung der Leistungsfähigkeit (höhere Reichweite, geringerer Energieverbrauch und Lärm) von Passagierdronen. Ohne diese Leistungsfähigkeit könnte es schwer werden eine breite gesellschaftliche Akzeptanz zu bekommen und einen volkswirtschaftlichen Mehrwert für Passagierdronen zu generieren. Ohne diese Unterstützung lassen sich die notwendigen Investitionen in die neue Infrastruktur für Luftmobilität in Deutschland sehr schwer realisieren, was dazu führen könnte, dass Passagierdronen nur in wenigen ausgesuchten Missionen Anwendung finden.

4. Wie sehen Sie die Rolle von Passagier-Drohnen in Deutschland im Jahr 2030?

Sicherlich wird Deutschland eine zentrale Rolle bei der Entwicklung von Passagierdronen spielen und diese neue Technologie auf diversen Testfeldern weiterentwickeln und zur Marktreife führen. Darüber hinaus werden wir in den nächsten Jahren Markteinführungen von zertifizierten, elektrifizierten, senkrechtstartenden Vehikeln, die aber noch mit einem Piloten fliegen, sehen. Wie schnell sich dann aber dieser Betrieb zuverlässig automatisieren lässt und wir die notwendigen Luftraumstrukturen in Deutschland haben werden, lässt sich aus heutiger Sicht nur schwer abschätzen.

Zum Newsletter anmelden

Bleiben Sie auf dem neuesten Stand und abonnieren Sie unseren Newsletter.
Wir informieren über aktuelle Ergebnisse sowie Veranstaltungen.